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Starker Artikel im Merkur über Jürgen Hornung und unsere Jung-Schiedsrichter


Die Nachwuchs-Referees und der Ideengeber: (v.l.) Julian Bartl (13), Jonas Brochocki (12) und Christian LaRocca (13) mit Jürgen Hornung. FOTO: Andreas Mayr

Quellenangabe: Murnauer Tagblatt vom 19.10.2023, Seite 45

Überschrift: Jungdrachen greifen zur Pfeife

Murnau – Julian Bartl ist der Junge, der Geschichte geschrieben hat. So groß formuliert es zumindest Jürgen Hornung, beim TSV Murnau für die Schiedsrichter verantwortlich – und ein Mann mit Ideen. Er hat bei den Fußballern ein Projekt erdacht, das in der Gegend, ja sogar in Bayern einmalig sein dürfte: Die Murnauer bilden nun auch junge Schiedsrichter aus. Okay, ganz genau stimmt das nicht, weil eigentlich nur der Verband ausbilden darf. Aber: Der TSV setzt die Schwelle zum Einstieg für Referees so weit nach unten, dass sich jetzt schon fünf Jugendliche mit 12 und 13 Jahren gefunden haben. Sie führt der TSV bei Spielen der E-Jugend (U11) heran. Dort machen sie ihre ersten Pfiffe, bevor sie irgendwann zum Schiedsrichter-Lehrgang des BFV gehen.
Einer von ihnen ist Julian Bartl (13), der erste eigene Nachwuchs-Schiri der Murnauer, der ein Spiel leiten durfte. An einem Samstag im September war das, unten am Staffelsee. Murnaus U10 schlug die Zweite E-Jugend des 1. FC Garmisch-Partenkirchen mit 15:0, im Spielbericht des BFV ist kein Schiedsrichter vermerkt, weil auf dieser Stufe der Heimverein den Referee stellt. „Ich war ziemlich nervös“, sagt Bartl. Aber schon zur Halbzeit lockerte sich das gewaltig. Hornung, sozusagen sein Pate, lobte ihn für die ersten Entscheidungen. „Dadurch werd’ ich generell selbstbewusster“, berichtet Bartl. Nach seinen ersten Spielen sagte er, dass er gerne auf dem Platz steht. „Es ist irgendwie lustig, die anderen spielen zu sehen.“ Der beste Zuschauerplatz am Feld, so darf man die Schiedsrichterei gerne auch mal betrachten.
Es ist eine völlig neue Herangehensweise, die der TSV und Hornung wählen. Bislang übertönten die Horrormeldungen von überforderten Jung-Schiedsrichtern die Erfolgsgeschichten. Hornung steuert dagegen. Er sagt: „Die meisten Unparteiischen fangen erst mit 16, 17 Jahren an. Das ist ziemlich spät.“ Man muss das nur einmal umdrehen: Niemals würde man als Aktiver beim Fußball auf die Idee kommen, so spät einzusteigen. „Fängt man in jüngeren Jahren an, bringt man ihnen das näher“, sagt der Habacher. Auf keinen Fall will er die jungen Burschen überfordern. Deshalb hält er das Programm anfangs so schmal wie möglich. Vor den ersten Partien gibt’s einen Kurs für Jugendschiedsrichter, ein paar Einheiten in Theorie und Praxis. Zum Abschluss bekommen sie ihre Pfeife und ein Schiedsrichter-Trikot, das der TSV extra designen hat lassen. Für jedes U11-Spiel das sie leiten, händigt der Verein zudem einen Fünf-Euro-Gutschein beim örtlichen Ausstatter aus. Wer fleißig pfeift, kann sich schnell ein neues Paar Schuhe verdienen. Hornung organisiert alles unentgeltlich. Fünf Jugendliche hat Murnau mit seinem Konzept bereits gewonnen.
Dieser Aspekt gehört genauso zur Wahrheit: Hornungs geniale Idee erwuchs genauso einer Mangellage. Neun Referees pfeifen für den TSV – bei der Masse an Mannschaften viel zu wenig. Deshalb löhnt der Klub Jahr für Jahr Strafzahlungen, die an den Verband gehen. „Wir brauchen einen Haufen Schiedsrichter“, sagt Hornung. Diesem Notstand im eigenen Haus wirkt er nun entgegen und stößt bei den Drachen damit auf riesige Unterstützung. „Ich finde das richtig cool. Wenn ich das mit dem Sport vergleiche: Da machen wir viele Sachen gut, aber erfinden nichts neu. Aber das hier ist eine eigene Geschichte. Ein eigener Weg mit Jürgens Idee“, lobt Abteilungsleiter Michael Adelwart. Früher habe es schon mal Ärger gegeben bei den Mini-Spielen auf kleinem Feld. Doch seit die Nachwuchs-Referees unterwegs sind, habe sich das erledigt. „Wir haben noch nie etwas von einem Gegner gehört.“
Und die Burschen selbst? Nun, die berichten viele spannende Geschichten aus ihrem neuen Fußballalltag. Jonas Brochocki (12) etwa erzählt, wie er beim ersten Spiel noch keine Uhr am Arm hatte und verunsichert auftrat. Doch nach einer kurzer Rückmeldung von Hornung änderte sich das flott. Nicht einmal die Mutter habe ihn wiedererkannt, so präsent stand Brochocki auf dem Platz. „Da kriegst du Gänsehaut“, sagt Hornung. Praktisch alle Neulinge berichten von dieser Erfahrung. Christian LaRocca erzählt von einer Foul-Szene, in der er viel zu spät pfiff. „Ich war noch sehr unsicher.“ Aber schon in Hälfte zwei lief es besser. Solche Erfahrungen macht jeder Referee, aber eben selten in diesem Alter. Und das ist die Stärke der Murnauer Idee. Wohin der Weg die jungen Burschen führt, ist nicht abzuschätzen. Brochocki sagt, er würde schon gerne einmal höher pfeifen. Bartl wiederum ist’s egal. Und LaRocca sagt, was sie alle denken: „Erst einmal Erfahrung sammeln.“ Mit 14 dürfen sie den Neulingskurs des BFV besuchen. Selbst wenn sie nicht weitermachen, „finde ich das nicht schlimm“, sagt Hornung. Er ist um jeden dankbar, der das Pfeifen einmal ausprobiert.

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